Es hat mich sehr erstaunt wie vehement die anwesenden Vertreter des Kreises Ostholstein Herr Straßburger (Leiter des Fachbereiches Planung, Bau und Umwelt) und Herr Siebing (untere Naturschutzbehörde) eine Verlegung der gewählten Vorzugstrasse "Süd1" auf der Veranstaltung in Süsel forderten. Der Kreis fordert die Variante "Süd2", Bädertrasse, mit einer Erdverkabelung im Bereich von Scharbeutz bis Sieksdorf.
Herr Klages (Tennet) und Herr Hermann (BHF) erläuterten, dass dies geprüft wurde, aufgrund verschiedener rechtlicher Kriterien aber nicht umsetzbar sei. Ein Grund sei das Queren des FFH-Gebietes (Waldmeister-Hainbuchenwälder) bei Scharbeutz östlich der Autobahn.
Herr Straßburger forderte das MELLUR mehrfach auf, die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Erdverkabelung durch ein FFH-Gebiet erneut prüfen zu lassen. Originalton:"Was richtet mehr Schaden an, eine 50 Meter breite Schneise durch ein FFH-Gebiet, da wächst nach einem Jahr wieder Gras drüber, oder die Belastung einer 380KV-Leitung in der Gemeide Süsel?"
Herr Siebing von der unteren Naturschutzbehörde des Kreises unterstützte diese Forderung mit wirklich interessanten Ansichten. Er behauptete, dass die Bädertrasse dem Tourismus der Küstenorte weitaus weniger schade, denn "die Touristen schauen in den Küstenorten sowieso nur auf das Meer. Auf dem Weg ins Hinterland fahren sie kurz unter der Stromtrasse durch und genießen dann die wunderschöne unverbaute Landschaft Ostholsteins."
Bei der Planung der Schienenhinterlandanbindung für die Feste Fehmarnbeltquerung war und ist das Queren des FFH-Gebietes ein No-go, deswegen läuft dort die geplante Bahntrasse östlich derAutobahn. Und für das nächste Großprojekt fordert der Kreis nun einen Rechtsbruch, um bestimmte Regionen nicht zu belasten.
Ich finde es ausgesprochen bedenklich, mit welchen Argumenten der Kreis Ostholstein öffentlich um den Verlauf der Ostküstenleitung durch die Bäderorte kämpft. Wobei offenbar in Kauf genommen wird, dass die gleichzeitig geforderte komplette Erdverkabelung nach den gesetzlichen Vorgaben gar nicht möglich ist.
Es kann sich auch bei diesem Großprojekt nicht jeder Bürger in Ostholstein von den Beauftragten des Kreises gut vertreten fühlen.
Dr. Isabel Harling, Ratekau - April 2016